Welche Auswirkungen hätte ein Crash auf deinen Vermögensaufbau?

Wie riskant sind Aktien? Rendite und Risiko #Börse # Risiko Crash börse finanzkrise immoblase blase finanzkrise financial crisis

Dieser Frage möchte sich Finanu in diesem Artikel widmen. Um den Crash zu simulieren, nehmen wir einige Annahmen vorweg. Zum einen: es wird schlimmer als 2008. Und: wir vergleichen die Effekte auf die Einmalanlage zum Vergleich mit dem Sparplan:

Vorweg: Eine Simulation ist schwierig. Zum einen hat sich die Lage am Finanzmarkt nach dem Ausbruch der letzten Finanzkrise 2008 verändet – beispielsweise kamen deutlich mehr Investitionen in Indexfonds hinzu – zum anderen ist es schwierig die mögliche Erholung wie auch die Verluste/Korrekturen einzuschätzen. Gerade in einen Niedrig- bis Negativzinsumfeld. Ob es überhaupt einen Sinn für dieses Gedankenspiel ergibt, fraglich. Worauf Finanu dabei heraus möchte?

Trotzdem werden wir eine kurze Simulation vollziehen: 

Wie hat Finanu gerechnet? Finanu hat die monatliche Entwicklung der Finanzkrise 2007/2008 übernommen. Negative Entwicklungen werden 50 % drastischer (dramatischer), positive Entwicklungen, also die Erholungen, nur mit 66,7 % angenommen. 

Unser Startmonat ist der (beginnende) Oktober 2018, als Referenz nehmen wir den Oktober 2006. Also noch etwas vor der Finanzkrise von 2007 und 2008.

Wichtig: Diese Simulation ist ein Gedankenspiel. Die Werte sind relativ. Wir möchten hier vor allem auf die Verluste eingehen. Einmalanlage gegen monatliche Sparpläne.

Und wir werfen einen Blick zurück: was wäre wenn Anleger kurz vor der Krise eingestiegen wären.
Und natürlich: lohnen sich Sparpläne? Zwecks der Simulation noch ein paar Sätze vorweg: Ob die Verluste steigen oder geringer ausfallen, hat auf den Ausgang weniger große Effekte. Selbst mit Verlusten von 75% stärkeren oder 25% schwächeren Ausmaß werden die Ergebnisse – da im Verhältnis zueinander gesetzt (Einmalanlage/Sparpläne) nicht groß verworfen.

 

Start in die Zukunft, der Rückblick:

August, 2021:
Von Oktober 2018 bis in Frühjar, ja, sogar bis in den Sommer stieg der DAX weiter. Zwar gab es gegen März 2019 die erste, leichte (auf den Monat bezogen), negative DAX-Entwicklung. Aber der DAX erreichte trotzdem mühelos die 15.600 Punkte.
Bis es im darauffolgenden August 2019 die erste Korrekturen gab. Zuerst nur in den ersten sommerlichen Augustwochen, schließlich für den gesamten Monat.
Vielmehr waren es zu diesem Zeitpunkt Gewinnmitnahmen gewesen. Die Zentralbanken erhöhten mit dem Start ins Jahr 2019 quartalsweise die Leitzinsen. Dies gefiel den Aktionären weniger. Sie schichteten ihre Depots um. 

Der DAX rappelte sich schnell wieder auf und konnte bereits im Dezember 2019, in den Wochen vor Weihnachten den Börsianern vorläufige Geschenke liefern und das Jahr mit einem Plus von etwa um die 5% beenden. 

Der Winter wurde bitterkalt.
Als der DAX im Dezember noch mit fast -3% das Jahr schloss, kämpfte der DAX mit der Geschichte. So verlor der Index im Februar 2020 stolze 22,6% und der nächste Einbruch ließ nicht lange auf sich warten: Im Juli 2020 brachen nochmals 14,3% weg, der DAX notierte am 31. Juli bei nur noch 9.700 Punkten, so wenig wie zuletzt vier Jahre zuvor, Juli 2016. Und der Boden war noch nicht in Sicht.

Wie der Jahresstart, so rundete der Herbst das Drama ab. Nach einer kleinen Verlustpause im August (+0,6%), fielen die Aktionäre im Oktober und November aus ihren Betten. Wie die Regentropfen fielen die Aktienkurse. In beiden Monaten schloss der DAX das Monatsende mit dicken Verlusten.

Auch der Jahresstart 2021 glückte keineswegs (6.000 Marke wurde durchbrochen). Erste Erholungen zeigten sich erst weider im April 2021, als sich der DAX aus dem 4.000 Punkte-Sumpf empor kämpfte. Und auch fern der Aprilscherze, nun, im August 2021, stehen wir bei guten 5.100 Punkten. Manch Börsianer verschlag dieser Punktestand die Sprache. Andere wiederum hofften auf eine erneute Rallye, wie damals nach der Krise um die Jahre 2008 und 2009. Der Ausgang bleibt ungewiss. Ob eine langfristige Erholung kommen wird, ungewiss. 

 


Obwohl wir langfristig orientiert unser Geld investiert haben und langfristig investiert bleiben sollten, ziehen wir auf 12-monatsbasis unsere Bilanz:

Oktober 2018 bis September 2019:

Wachstum bei Einmalanlage im Oktober 2018 um + 15,52 %.
Mit monatlichen Sparraten a 50 Euro um +2,70 %

Oktober 2019 bis September 2020:

Verlust bei Einmalanlage im Oktober 2019 um – 35,1 %.
bei Einmalanlage im Oktober 2018 um – 23,6 %.
Mit monatlichen Sparraten a 50 Euro um – 17,7 %.
mit monatlichen Sparraten (Okt 2018) um – 24,8 %.


Oktober 2020 bis August 2021:

Verlust bei Einmalanlage im Oktober 2020 um – 38,6 %.
bei Einmalanlage im Oktober 2018 um – 59,9 %.
Mit monatlichen Sparraten a 50 Euro um – 2,5 %.
mit monatlichen Sparraten (Okt 2018) um – 32,6 %.

 

Ob die Zahlen der Realität des nächsten „Crash“ entsprechen werden, bleibt fraglich. Gleiches gilt für mögliche Ursachen und Veränderungen – beispielsweise mit der Anhebung der Leitzinsen – denn Zinsen und Zinsveränderungen erfolgen nicht nur aufgrund der Veränderung der Leitzinsen.

Trotzdem kann etwas aus der Entwicklung abgelesen werden: Monatliche Sparpläne sind kurzfristig möglicherweise nicht sinnvoll, langfristig können Sparpläne zu einem besseren Durchschnittspreis helfen und die Verluste senken. Zumal die Zukunft ungewiss bleibt, sollte von sehr hohen Einmalzahlungen abgesehen werden.

Vielmehr: Einmalanlagen sollten sich im Sparplan wiederfinden. So ließe sich eine Strategie nutzen, in welcher Stück für Stück bei größeren Verlusten eine Einmalanlage vollzogen wird. So könnte nach gestaffelten Verlusten, beispielsweise in 5%-Schritten, in einem größeren Volumen nachgekauft werden.

Erklärung: Nehmen wir an, wir hätten im Januar 2007 einen Sparplan eröffnet und monatlich 50 Euro in den DAX (via Indexfonds) investiert. Bei Verlusten würden wir 100 Euro im Monat in den Sparplan ergänzen (also je 5%-Verlust = je 100 Euro in den Sparplan).

Die Verluste hätten wir aufgrund der Werte am Monatsende, vor Ausführung der Sparpläne, festgelegt. Wir hätten in folgenden Monaten nachgekauft (laut Finanu-Berechnungen):

  • August 2007: +100 Euro (Verlust von -5,28 %)
  • Februar 2008: +300 Euro (Verlust von -15,07 %)
  • Juli 2008: +100 Euro (Verlust von – 9,57 %)
  • November 2008: +200 Euro (Verlust von -14,46 %)


Die Bilanz:

Januar 2007 bis Dezember 2008; 24 Monate:

  • Einmalanlage minus 29,2 %, statt 1.200 Euro nur noch 849,38 Euro.
  • Monatlicher Sparplan ohne Erhöhung:
    • Eingezahlt 1.200 Euro. Wert am Ende:
      • 823,78 Euro (minus 31,4 %)
  • Monatlicher Sparplan mit striker 5% Erhöhung:
    • Eingezahlt: 2.100 Euro. Wert am Ende:
      • 1.529,79 Euro (minus 27,1 %)
  • Monatlicher Sparplan mit dynamischer Erhöhung
    (je minus %-Punkt beispielsweise 20 Euro mehr)

    • Eingezahlt 2.569,20 Euro – durchschnittlich 107,05 Euro, Wert am Ende:
      • 1.895,20 Euro (minus 26,3 %)

Ja, ob 0,8-Prozentpunkte mehr oder weniger macht kurzfristig keinen großen Effekt. 


Langfristig, sollten wir im Januar 2007 dynamisch oder strikt oder gar ohne Erhöhung einen monatlichen Sparplan aufgesetzt haben, so wäre dieser heute:

  • Monatlicher Sparplan über 141 Monate, ohne Erhöhung:
    • Eingezahlt 7.050 Euro. Wert am Ende:
      • 11.275,56 Euro (plus 60 %)
        • Bei Einmalanlage von 7.050 Euro:
          • 13.213,27 Euro (plus 87 %)
  • Monatlicher Sparplan mit striker 5% Erhöhung:
    • Eingezahlt: 9.350 Euro – durchschnittlich 66,31 Euro – Wert am Ende:
      • 15.849,40 Euro (plus 69,5 %)
  • Monatlicher Sparplan mit dynamischer Erhöhung
    (je minus %-Punkt beispielsweise 20 Euro mehr)

    • Eingezahlt 11.969,19 Euro – durchschnittlich 84,89 Euro, Wert am Ende:
      • 20.347,78 Euro (plus 70 %)

Was wäre, wenn wir 2007 ebenfalls den Sparplan eröffnet hätten, dieser aber ebenfalls unsere simulierte Krise durchstehen müsste?
Anfang Januar 2007 – „Ende“ August 2021:

  • Monatlicher Sparplan über 176 Monate, ohne Erhöhung:
    • Eingezahlt: 8.800 Euro – 50 Euro im Monat, Wert am Ende:
      • 5.725,77 Euro (minus 35 %)
  • Monatlicher Sparplan über 176 Monate, mit strikter 5% Erhöhung:
    • Eingezahlt: 13.000 Euro – durchschnittlich 73,86 Euro, Wert am Ende:
      • 9.056,43 Euro (minus 30,3 %)
  • Monatlicher Sparplan über 176 Monate, mit dynamischer Erhöhung:
    (je minus %-Punkt beispielsweise 20 Euro mehr)

    • Eingezahlt 16.490,99 Euro – durchschnittlich 93,70 Euro, Wert am Ende:
      • 11.525,81 Euro (minus 30,2 %)

Natürlich kann es belastend sein, in der Krise teilweise fast 500 Euro in den Markt zu investieren. Auch unter dem Gesichtspunkt, dass nicht jeder soeben 500 Euro an freier Liquidität auf dem Konto hat. Hier sollte jeder seine Faktoren selbst wählen.

Dank heutiger Sparpläne wären auch Sparraten von 1 Euro möglich. Hier wären es nicht mehr 500 Euro, sondern je nach Maßstab nur 1/5 oder 1/10 – je nach Gesamtstrategie.
Bei +/-5% mehr oder weniger Verlust bleibt es jedem selbst überlassen, wie attraktiv eine Erhöhung der Sparrate wirkt. Tendenziell: Dynamische Investitionen wirken. Und sollten bei „hohen“ Kursen beibehalten werden, wenngleich hier eher durch auslassen neuer Sparraten.

Ja, wir schrieben, wir fangen im Oktober 2006 an und haben bei der Simulation „erst“ im Januar 2007 angefangen. Wir nehmen ebenso an: als Neujahrsvorsatz wird ein neuer Sparplan aufgesetzt und nicht bereits im Oktober 2006. Wir nahmen lediglich die Kursveränderungen bereits ab Oktober 2006 auf um eine Verschiebung der Korrekturmonate zu erreichen.

Fazit:

Disziplin bleibt der Schlüssel zur Rendite. Keine Angst vor Verlusten.
In der aktuellen Marktphase sollten Anleger hinsichtlich der finanziellen Teilhabe keine Einmalanlage tätigen. Natürlich weiß niemand, wie sich der Markt entwickelt. Es ist besser, auf monatliche Sparraten zu setzen und hier bei Krisen verstärkt zuzukaufen. Dieses
Beispiel zeigt nur den DAX. Hier sollten Anleger sich überlegen, ob ein anderer Indexfonds sich nicht eher anbietet! Auch mit Blick auf eine langfristige Erholung! Global denken! – Einzelaktien sind durch den Totalverlust keine Option.